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Zivilgesellschaft ist gemeinnützig Beiträge

Zivilgesellschaftlicher Protest gehört zur Demokratie

Pressestatement der Allianz „Rechtssicherheit für politische Willensbildung“ e.V.

Zu den Attacken der CDU/CSU-Gruppe im Europäischen Parlament gegen die gestrigen Demonstrationen zur EU-Urheberrrechtsreform (siehe https://twitter.com/CDU_CSU_EP/status/1109467763825889281) erklärt Stefan Diefenbach-Trommer, Vorstand der Allianz „Rechtssicherheit für politische Willensbildung“, einem Zusammenschluss von mehr als 80 Vereinen und Stiftungen:

Unsere Arbeit hat gerade erst begonnen

Pressemitteilung der Allianz „Rechtssicherheit für politische Willensbildung“ e.V.

  • Treffen der Allianz „Rechtssicherheit für politische Willensbildung“: Unsere Arbeit hat gerade erst begonnen
  • Verunsicherung und großer Zusammenhalt unter Gemeinnützigen

Mehr als 40 Vertreter von Stiftungen und Vereinen, die sich in der Allianz „Rechtssicherheit für politische Willensbildung“ zusammengeschlossenen haben, haben diese Woche in Berlin das weitere Vorgehen nach dem Attac-Urteil des Bundesfinanzhofes beraten. Das Urteil hat Schockwellen durch den gesamten Sektor der Gemeinnützigkeit gejagt. Die Ankündigung von Campact, in Folge des Urteils keine Spendenbescheinigungen mehr auszustellen, hat gezeigt, welch massive Rechtsunsicherheit das Urteil auf Grundlage eines unklaren Gesetzes geschaffen hat.

Drei Wochen nach dem BFH-Urteil war die angespannte Erwartungshaltung nahezu greifbar. Zugleich gab es eine Aufbruchsstimmung und den Willen der Organisationen, unbedingt zusammenzuhalten.

BFH-Urteil: Campact verzichtet auf Spendenbescheinigungen

Die Kampagnen-Organisation Campact stellt ab heute keine Spendenbescheinigungen an Spenderinnen und Spender mehr aus. Dies ist eine Folge des Attac-Urteils. Campact ist zu der Auffassung gekommen, dass ein hohes Risiko für den Vorstand besteht, denn §10b des Einkommenssteuergesetzes legt fest: „Wer vorsätzlich oder grob fahrlässig … veranlasst, dass Zuwendungen nicht zu den in der Bestätigung angegebenen steuerbegünstigten Zwecken verwendet werden, haftet für die entgangene Steuer.“ Nach der Logik des Bundesfinanzhofs (BFH) könnten einige Aktivitäten von Campact anders als bisher angenommen nicht mehr den gemeinnützigen Zwecken Volksbildung oder Förderung des demokratischen Staatswesens dienen.

Attac-Urteil wirkt bereits auf weitere Vereine

Pressestatement der Allianz „Rechtssicherheit für politische Willensbildung“ e.V. zur Campact-Mitteilung wegen Gemeinnützigkeit

Zur Mitteilung von Campact, in Folge des Attac-Urteils keine Spendenbescheinigungen mehr auszustellen, erklärt Stefan Diefenbach-Trommer, Vorstand der Allianz „Rechtssicherheit für politische Willensbildung“, einem Zusammenschluss von mehr als 80 Vereinen und Stiftungen:

Analysis of the Federal Fiscal Court’s Attac decision

This is a translation of the German text „Analyse des Attac-Urteils“, published at 14th march 2019.

The judgment in the Attac case by the [German] Federal Fiscal Court (BFH = Bundes­finanz­hof) affects thousands of foundations (trusts) and societies. This judgment is not very helpful. It does not reflect the social developments of recent decades. At some points, the BFH’s arguments are not convincing. Some conclusions are not substantiated at all. The judges missed an opportunity to re-define the concept of political commitment and to correct former confusing statements by the BFH concerning political purposes. Instead, they fell back on judgments by the BFH and the Constitutional Court on the law of political parties from the 1960s and 1980s.

Analyse des Attac-Urteils

Das Attac-Urteil des Bundesfinanzhofes (BFH) betrifft tausende Stiftungen und Verei­ne. Es ist ein wenig hilfreiches Urteil: Es bildet nicht die gesellschaftliche Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte ab. Der BFH argumentiert an einigen Stellen wenig über­zeugend. Einige Schlüsse werden gar nicht begründet. Die Richter*innen haben die Chance verpasst, den Begriff des politischen Engagements neu zu definieren und frü­here verwirrende BFH-Aussagen zu politischen Zwecken zu korrigieren. Stattdessen haben sie sich auf BFH- und Verfassungsgerichts-Urteile zum Parteienrecht aus den 1960-er und 1980-er Jahren zurückgezogen.

Das Urteil im Fall Attac hat zwei Ebenen. Auf einer Meta-Ebene, auch zwischen den Zeilen, erklärt es politische Einmischung als etwas, was nicht zur Gemeinnützigkeit gehört, was nur ausnahmsweise zulässig ist. Damit wirkt das Urteil entpolitisierend und begrenzend. Die Richter*innen unterstellen, dass eine politische Einmischung stets mit einer Partei verbunden sei. Auf einer konkreten Ebene wird der gemeinnützi­ge Zweck der (politischen) Bildung sehr einschränkend interpretiert. Diese Beschrän­kung betrifft nicht alle Zwecke.

Antworten zu Folgen des Attac-Urteils für zivilgesellschaftliches Engagement

Das Urteil des Bundesfinanzhofs zu Attac hat Auswirkungen auf tausende Vereine und Stiftungen, auf das Engagement von zigtausend Menschen darin. Deshalb sind viele Organisationen in großer Unruhe. Das Urteil beschränkt jetzt schon den zivilgesell­schaftlichen Handlungsspielraum. In vielen Vereinsvorständen wird diskutiert, ob ein Teil des Engagements eingestellt werden sollte. Hier gibt es dazu Antworten.

Effect of the Attac ruling on civic commitment

This is a translation of the German text „Auswirkungen des Attac-Urteils auf zivilgesellschaftliches Engagement“, published on 1. march 2019.

The German Federal Fiscal Court’s (BFH) judgement in the Attac case will affect thousands of associations and foundations throughout Germany, and likewise influence the involvement of the many thousands of people who belong to them. Accordingly many organizations are in great turmoil. The judgement shrinks spaces for civil society. Many association boards are now discussing whether they should discontinue some of their efforts on behalf of Attac. Media commentary on the judgement has been extensive, in keeping with its great relevance. Some commentators consider the judgement warranted and welcome the imposition of restrictions on organizations like Attac that hamper business as usual. Many others by contrast are demanding that government take action in order to broaden the scope for political action. An intermediate position is to propose creation of special rules for entities that are not parties but nonetheless participate in political discourse.

Auswirkungen des Attac-Urteils auf zivilgesellschaftliches Engagement

Das Urteil des Bundesfinanzhofs zu Attac hat Auswirkungen auf tausende Vereine und Stiftungen, auf das Engagement von zigtausend Menschen darin. Deshalb sind viele Organisationen in großer Unruhe. Das Urteil beschränkt den zivilgesellschaftlichen Handlungsspielraum. In vielen Vereinsvorständen wird jetzt diskutiert, ob ein Teil des Engagements eingestellt werden sollte. Entsprechend umfangreich wird quer durch alle Zeitungen und Medien zu diesem Urteil berichtet und kommentiert. Einige Kommentare halten das Urteil für richtig und begrüßen, dass sich einmischenden Organisationen ein Riegel vorgeschoben wird. Viele andere fordern politisches Handeln, um Handlungsspielräume zu öffnen. Eine Position dazwischen ist, für sich politisch einmischende Vereine, die keine Parteien sind, besondere Regeln zu schaffen.

About the Alliance „Legal certainty for political advocacy“

Civil society is charitable, pursues public benefit purposes, per se: a diverse political civil society gives our democracy life. Civil society encourages people to form opinions and stimulates debates that benefit the common good. It gives more people an opportunity to participate in social and political decision- making. It helps strengthen the rights, opinions and interests of those whose voices are too weak. Civil society constitutes a corrective to the selfish interests of lobbies and helps delay rash political decisions – public protest has often prevented mistaken decisions or improved their outcome. Democracy needs a civil society meddling in political issues.