Stefan Diefenbach-Trommer, Vorstand der Allianz „Rechtssicherheit für politische Willensbildung“, wurde mit dem „Marburger Leuchtfeuer 2020“ ausgezeichnet. Damit würdigen die Humanistische Union (HU) und die Stadt Marburg ihn als leuchtendes Beispiel für sein „herausragendes Engagement zugunsten sozialer Gerechtigkeit und einer lebendigen Demokratie“, wie es in der Urkunde heißt.
Der Menschenrechtspreis „Marburger Leuchtfeuer für Soziale Bürgerrechte“ wird seit 2005 jährlich von der Humanistischen Union Marburg und der Universitätsstadt Marburg verliehen. Vorherige Preisträger*innen waren u.a. der Psychotherapeut Horst-Eberhard Richter (2010) für seinen „jahrzehntelangen Einsatz für Menschlichkeit“, der Präsident des Fußballclubs Eintracht Frankfurt Peter Fischer (2018) für seine „Haltung für Humanität“ sowie Frauenärztin Kristina Hänel und Seawatch-Ärztin Ruby Hartbrich (2019).
Jury: Engagement für Unabhängigkeit politisch aktiver Organisationen
Jury-Mitglied Egon Vaupel würdigte das „breit aufgestellte Engagement“ von Stefan Diefenbach-Trommer, vor allem aber „sein Engagement für die finanzielle Unabhängigkeit politisch aktiver Organisationen“. Dafür gehe das Leuchtfeuer 2020 an ihn, denn: „Ehrenamtliche Arbeit von Bürgerinnen und Bürgern als Bestandteil sozialen und politischen Engagements ist unerlässliche Grundlage einer lebendigen Demokratie.“
Aus dem Vorschlag, der die Jury Anfang des Jahres erreichte, zitierte Vaupel: „Die Verunsicherung ist im Spektrum aller Träger von politischer Bildungsarbeit und demokratischem Engagement groß: Einerseits ruft die institutionalisierte Politik angesichts eines zunehmenden Vormarsches von Rassismus und Antisemitismus fast tagtäglich zu verstärktem Engagement der Zivilgesellschaft auf, andererseits merken die Initiativen, die solches Engagement unterstützen bis organisieren, von Tag zu Tag, dass die Luft für solches Engagement dünner wird – gerade im Bereich Antifaschismus, gerade in Regionen, die solchen Engagements vordringlichst bedürfen.“ Vaupel hob als ein persönliches Merkmal Diefenbach-Trommers hervor, „dass er mit einer klaren Haltung auf Menschen mit unterschiedlichsten demokratischen Positionen offen zugeht“. Der politische Meinungsstreit auf Augenhöhe sei für ihn Bedingung für demokratische Willensbildung und letztlich eine zukunftsfähige Politik.
Lobesworte von Ex-Justizministerin, Aktivistin und Oberbürgermeister
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, ehemals Bundesjustizministerin und jetzt im Vorstand der Friedrich-Naumann-Stiftung, attestierte „Ungereimtheiten, Unsicherheiten und damit Gefahren“ im Gemeinnützigkeitsrecht für viele gemeinnützige Organisationen, ihren Status zu verlieren. In der Gemeinnützigkeit gehe es nicht um „lukrative Geschäftsmodelle, sondern um den richtigen Rahmen für die Verfolgung von Zwecken, die nicht nur Einzelinteressen sind“. Das alles treibe Diefenbach-Trommer seit Jahren in seinem parteiübergreifendem Tun um. „Sie wollen einen großen Wurf, für die Verteidigung der Grundreche, der Demokratie, zivilgesellschaftlicher Organisationen, die sich dafür einsetzen. Mit dem Rückenwind des Marburger Leuchtfeuers werden Sie noch einige Debatten-Flammen entzünden. Mit Sicherheit aber keine Strohfeuer“, wünschte sie dem Preisträger.
Die Laudatorin Jutta Sundermann, wie Diefenbach-Trommer Journalistin und Aktivistin, berichtete von Berührungspunkten in gemeinsamen Tätigkeiten. Sie nannte Diefenbach-Trommer einen „Streiter für Meinungsbildung und Meinungsfreiheit“ und „unermüdlichen Lobbyisten für ein faires Gemeinnützigkeits-Recht“. Sie setzte Stationen seiner Arbeit in größere Zusammenhänge und beschrieb, dass Diefenbach-Trommer 2007 mit an Bewegungsgeschichte geschrieben habe – mit einem bundesweiten dezentralen Flashmob. Als Würdigung animierte sie die Gäste der Feier zu einem kleinen Spontan-Flashmob für den Geehrten.
Marburgs Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies sagte bei der Verleihung: „Wir würdigen Vorbilder. Und das sind Sie eindeutig: Mit Ihrem Einsatz für die demokratische Rechte wie auch Pflichten der Bürger*innen sind Sie ein Demokrat im besten Sinne.“ Diefenbach-Trommer setze sich „klug und bedacht für eine Neuregelung der Gemeinnützigkeits-Kriterien im Vereinsrecht ein. Lassen Sie mich klar sagen: Das ist auch zwingend notwendig.“
Dankesworte: Ich weiß, in welcher Tradition ich stehe
Stefan Diefenbach-Trommer sagte: „Dieser Preis ermutigt mich – und hoffentlich andere auch.“ Er dankte nicht nur der Jury und den Redner*innen, sondern insbesondere „allen, die mir geholfen und die mich begleitet haben, hierherzukommen“. Er wisse, in welcher Tradition er stehe – so dankte er unter anderem Schwarzen US-amerikanischen Bürgerrechtler*innen, tunesischen Freiheits-Aktivist*innen und einer kolumbianischen Menschenrechtlerin. Es sei ein Privileg, mit der Arbeit für Demokratie und Menschenrechte den eigenen Lebensunterhalt finanzieren zu können, während andere wegen solcher Arbeit mit Haft oder dem Tod bedroht werden.